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Mittwoch, 1. Juni 2011

Poetry Slam – Vom Erfolgsformat des Dichterwettstreits und was ihn so interessant macht

Eine Lesung. Super, eine Lesung. Die meisten haben wahrscheinlich das Bild einer quälend langatmigen Veranstaltung mit Stillsitzpflicht im Kopf, geeignet für Literaturfreaks und schadenfrohe Deutschlehrer. Aber so leicht kann vorgetragene Literatur mittlerweile nicht mehr abgetan werden.

Poetry-Slam-Bühne in Berlin
"Fritz Schumann" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by


In den 80er Jahren entwickelte sich in den USA ein neues Format – eine neue Dimension der Lesung, irgendwo zwischen Vortrag und Show, Literatur und Unterhaltung. 1994 tauchte der Poetry Slam zum ersten Mal in Deutschland unter diesem Namen auf, 1997 gab es die erste deutsche Poetry-Slam-Meisterschaft in Berlin.

Poetry Slam heißt übersetzt Dichterwettstreit. Der Leser muss die Bühne mit seiner eigenen Stimme füllen und diese wiederum mit seinen eigenen Worten. Er muss das Publikum begeistern, denn dieses wird seinen Vortrag bewerten und darüber entscheiden, wer den Wettstreit gewinnt.

Die Regeln
Beim Poetry Slam darf ausschließlich Selbstgeschriebenes vorgetragen werden, die so genannte Slam Poetry, auch Performance-Poesie genannt.
Das ist keine einheitliche Literaturgattung, denn es existieren weder inhaltliche noch formale Vorgaben. Die Texte haben aber einen starken Publikumsbezug gemeinsam, sie müssen live gut wirken, die Zuhörer fesseln.
Um keine Langeweile aufkommen zu lassen, gibt es immer ein Zeitlimit, das meist bei fünf Minuten oder weniger liegt. Wenn der Autor länger braucht, wird ihm das Mikrofon entzogen oder es werden – bei größeren Wettbewerben mit Jury – Punkte abgezogen.
Wichtig ist auch, dass der Vortragende keine Requisiten benutzen darf, keine Kostüme, keine Musik. Viele Autoren nehmen deshalb auch Schauspielunterricht, denn eine Performance nur durch sich selbst und seinen Text interessant zu machen, ist eine Herausforderung. Dazu braucht es eine geschulte Mimik, Gestik und Sprachrhythmus, den Back beat.

"Zeno F. Pensky - schoenefotowelt.de" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc-nd)
Aber auch der Text ist wichtig
Beim Poetry Slam liegt das Augenmerk immer noch stark auf dem Text. Wer nur inhaltslos daherredet, kann dabei noch so viel Rhythmus und Bühnenpräsenz haben, das Publikum wird ihn nicht annehmen. Literatur bekommt hier durch den Wettstreit einen Unterhaltungswert, der einer normalen Lesung fehlt. Trotzdem handelt es sich noch um Literatur, nicht um bloße Comedy.

Tatsächlich sind aber beim Poetry Slam komische, unterhaltsame Texte erfolgreicher als ernste. Denn der Nachteil dieser Vortragsart ist leider, dass inhaltsschwere, aber gute Texte unter den Tisch fallen, weil sie weniger publikumswirksam sind. Vielleicht ist es aber auch eher eine Eigenart, als ein Nachteil: Das Publikum lacht nun einmal lieber, und das Publikum entscheidet.
Auffällig ist auch die deutliche Überzahl der Männer bei den Wettstreiten.

Wer mehr erfahren möchte, wird im Internet auf www.myslam.net fündig. Das ist eine sehr große Website über Poetry Slam in ganz Europa, es werden Slams und Workshops angekündigt und ein Forum geführt, in dem viele Slam Poeten aktiv sind.
Wer selbst einmal einen Slam sehen will, kann sich hier auch die Termine für Hamburg raussuchen. Der wichtigste ist dieses Jahr natürlich die

15. Deutschsprachige Poetry-Slam Meisterschaft vom 18. – 22. Oktober in Hamburg!
Sollte sich also jemand nach dem Lesen dieses Artikels für die Thematik interessieren, kann ich nur raten, die Gelegenheit zu nutzen. Denn das letzte Mal fand die Meisterschaft 2001 in Hamburg statt und es kann gut sein, dass im nächsten Jahr wieder Städte wie München oder Zürich an der Reihe sind.

Es ist auch ein Poetry Slam auf unserem Sommerfest im Juli geplant. Anmelden kann man sich bei der 8?, die den Wettstreit organisiert.

Zum Schluss noch ein kleines Beispiel. Unter http://www.youtube.com/watch?v=xeNqGdE2yo0 findet ihr ein Video von Patrick Salmen, Einzelsieger der Deutschsprachigen Meisterschaft 2010, in dem er über seinen Bart spricht… ;-)

Luisa - Salzreporter

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