Katzenjammer – eigentlich ein komischer Name für eine norwegische Band.
Offiziell stammt er von dem Comicstrip „The Katzenjammer Kids“, der ältesten, immer noch fortgeführten Comic-Reihe der Welt, die sich ein deutscher Einwanderer in Amerika ausdachte. Ob da wohl jemand eine deutsche Zielgruppe im Kopf hatte? Sei’s drum.
Katzenjammer gibt es seit 2005 und besteht aus vier Frauen. Wer jetzt aber an die klassische Girl-Group denkt, täuscht sich. Zum einen sind Turid, Solveig, Marianne und Anne Marit nicht gecastet, zum anderen ist ihre Musik weit davon entfernt, Allerweltspop zu sein.
Ihr Stil ist schwierig zu beschreiben und die Versuche enden meist in einem Salat der Genre-Bezeichnungen. Aber egal ob Folk, Pop, Rock, Folk-Rock oder Pop-Folk - Katzenjammer machen einfach eigenwillige und abwechslungsreiche Musik.
In Norwegen sind sie bereits seit dem ersten Album „Le Pop“ sehr erfolgreich, das dort 2008 erschien, in Deutschland erst 2010. Damit waren sie international unterwegs, zumeist auf Festivals oder als Vorband. Auch in Deutschland spielten sie auf mehreren Festivals, zum Beispiel auf dem Fusion 2009 oder Hurricane 2010.
Ich habe im August zum ersten Mal von ihnen gehört und war von ihrem einen, einsamen Album begeistert. Die Songs sind nicht nur kreativ, sondern zeugen auch von musikalisch-technischem Können.
Keine säuselnden Teenie-Stimmen, sondern wirklich guter Gesang. Keine Zusammenstellung aus Gitarre, Bass und Schlagzeug, sondern ausgefallene Instrumente wie Mandoline, Ukulele, Bass-Balalaika, Trompete, Akkordeon und Glockenspiel. Jede der vier spielt mindestens drei Instrumente, und so werden diese auch bei Auftritten immer wieder gewechselt.
Mir gefiel durchaus nicht jeder Titel von „Le Pop“, nicht mal der namensgebende Song „Le Pop“ selbst. Und vielleicht gefiel mir das Album deshalb so gut: Lieber stehe ich vor ein, zwei Stücken vollkommen ratlos und verliebe mich in zwei, drei andere, als mir auf einem Album immer wieder das Gleiche anzuhören. Gleiche Rythmen, gleiche Instrumente, gleicher Stil, darauf läuft es bei vielen Bands am Ende heraus.
Katzenjammer dagegen wagen Experimente. Ihre Lieder stehen schon mal im 3/4 –Takt, nehmen Elemente aus mexikanischer und osteuropäischer Volksmusik auf, enthalten vierstimmigen Gesang oder mehrminütige Einleitungen. Der Gesang klingt manchmal mädchenhaft, fast süß, dann wieder rebellisch, die Stimmung in den Liedern schwankt von gelöst und fröhlich über rebellisch und tieftraurig. Und nie wirkt es aufgesetzt.
Was blieb also anderes übrig, als zum Konzert zu gehen? Nichts, also schon mal die Karten für November gesichert.
Im September erschien jetzt ihr zweites Album „ A Kiss before you go“. Und die Single „I will dance (when I walk away)“, die es in deutsche Charts und Radios schaffte. Als ich Katzenjammer im Radio hörte war ich zugleich erfreut über ihren Erfolg und – enttäuscht. Diese Single ist nicht zu vergleichen mit ihrer ersten, „ A Bar in Amsterdam“! Wo haben sie ihren eigenen Stil gelassen, das Anderssein, den Anti-Mainstream?
Die Antwort ist wohl, dass Katzenjammer sich angepasst haben. An den Musikmarkt, der sich an der Masse der Zuhörer orientiert, die wiederum keine Trompetensoli und Frauenchöre verträgt. Also wurden die gestrichen, übrig bleiben das Glockenspiel und ein paar schrille Kostüme im Video. Anti-Anti-Mainstream sozusagen.
Um der musikalischen Vielfalt willen würde ich mir wünschen, dass Katzenjammer statt des großen Geldes noch eine Single wie „A Bar in Amsterdam“ gemacht hätten. Auch wenn ihre Musik nicht jedermanns Sache ist – musikalische Vielfalt sollte im Interesse aller Musikfans sein, unabhängig von den individuellen Vorlieben.
Auf das Konzert freue ich mich trotzdem. Schließlich gibt es ja noch das alte Album und den Rest des neuen, sodass es hoffentlich nicht bei der neuen Single bleiben wird. Die zugegebenermaßen immer noch gut ist, nur halt nicht so gut wie die erste.
Hineinhören könnt ihr hier:
A Bar in Amsterdam (Le Pop)
http://www.youtube.com/watch?v=ZInkc_YWpPg
Tea with Cinnamon (Le Pop)
http://www.youtube.com/watch?v=43jf4Bk8OIM
I will dance (when I walk away) (A Kiss before you go) -
http://www.katzenjammer.no - die offizielle Website der Band
Katzenjammer spielen am 21. und 22. November in der Großen Freiheit 36 in Hamburg, beide Konzerte sind ausverkauft. Wer aber unbedingt hin will, sollte sich vorher im Internet umschauen, da Karten oft kurzfristig z.B. bei ebay verkauft werden.
Luisa - Salzreporter
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