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Dienstag, 1. November 2011

Junge Piraten in Hamburg

„Gar nicht unbedingt Internet“

Nach der Wahl in Berlin herrscht euphorische Stimmung bei Piraten in ganz Deutschland. Am 22. Oktober fand der 13. Parteitag der Hamburger Piratenpartei statt. Mit dabei waren auch Mitglieder der Jugendorganisation Junge Piraten, …
Nils: "Ich habe mir die Wahlprogramme
der großen Parteien angeguckt und
gedacht: 'Ne, irgendwie ist das alles dumm'."


Nils Lohmann, 17, Schüler, Studienwunsch: Medieninformatik

Leonard Techel, 15, Schüler

Karoline Bender*, 21, Azubi, Studienwunsch: Medizin



Wie seid ihr auf die Idee gekommen, euch politisch zu engagieren und warum wurde es die Piratenpartei?
Nils: 2009, als die Bundestagswahl war, habe ich mir die Wahlprogramme der großen Parteien angeguckt und gedacht „Ne, das ist irgendwie alles dumm und irgendwie ist das alles nicht das, was ich will“. Ich bin dann - ich weiß gar nicht mehr wie - auf die Piratenpartei gekommen, habe mich näher damit beschäftigt und bin im März 2010 eingetreten.

Leonard: Bei mir hängt das ganze damit zusammen, dass die Schulen in Hamburg sehr sparsam sind, was den Unterricht in die politische Richtung angeht. Ich bin jetzt in der 9. Klasse, wir hatten bisher ein halbes Jahr lang Unterricht in Politik/Gesellschaft/Wirtschaft und entsprechend fallen auch die politische Einstellung meiner Mitschüler und das Engagement aus. Ich bin nun mal eine Person, die sich da gerne selber ransetzt und Sachen macht. In dem Online-Umfeld in dem ich relativ viel unterwegs bin, ist die Piratenpartei schon länger nicht unbekannt. Und dadurch, dass wir jetzt Anfang des Jahres auch in der Schule die Programme der Parteien durchgegangen sind, habe ich dann festgestellt, dass die größte Deckung bei mir mit der Piratenpartei ist.

Karoline: Bei mir ist das auch so, ich bin seit 29.11.2010 bereits Mitglied der Piratenpartei an sich und möchte mich jetzt noch mehr für die Jugend engagieren, dort mehr machen, aktiver werden, dann hat die Jugend auch eine Stimme in der Partei. Das hat eigentlich den Ausschlag gegeben, dass ich mich dazu entschieden habe, wieder bei den JuPis aktiv zu werden.


Wie eigenständig und aktiv sind denn die Jungen Piraten? Auf der Internetseite der JuPis sind 10 Jungpiraten für ganz Hamburg angegeben.
Leonard: Zu der Zahl von der Internetseite der Jungen Piraten kann man sagen, dass das die offiziellen Mitgliedszahlen sind. Wenn mich nicht alles täuscht, sind die Leute, mit denen wir jetzt die Jungen Piraten in Hamburg wieder aufbauen, bisher keine offiziellen Mitglieder. Das bedeutet wir sind in diesen 10 Personen noch gar nicht mit eingerechnet.

Nils: Ein oder zwei sind glaube ich offiziell Mitglied. Aber wir sind gerade ungefähr zehn Leute, die sich treffen und die Jungen Piraten in Hamburg aufbauen wollen. Aber größtenteils treten wir selber erst jetzt formell in die Jungen Piraten ein. Die Jugendorganisation der Piraten ist ein Verein und unabhängig von der Partei. Das dauert nun momentan seine Zeit, weil die ziemlich viele Anfragen bekommen – durch die Berlin-Wahl zum Beispiel.

Das heißt man kann auch ohne offiziell Mitglied zu sein bei den JuPis aktiv werden?
Karoline: Richtig.

Nils: Bei den Piraten generell geht das.

Die Piraten sind schon eine relativ junge Partei – stellt man sich da die Frage, ob es die Jungen Piraten noch braucht?
Leonard: Ich denke, die Jugendorganisation ist auf jeden Fall notwendig, da man bei der Piratenpartei ab 16 Jahren eintreten darf, als offizielles Mitglied. Es ist kein Problem, sich im Vorfeld schon damit zu beschäftigen und teilzunehmen. Aber man hat kein Stimmrecht, weil man kein offizielles Mitglied ist. Und für alle, die vom Alter her darunter sind, gibt es die Jugendorganisation. Dort kann man Mitglied sein ab dem Zeitpunkt, wo man der Meinung ist, man könnte die Verantwortung eines Mitglieds tragen.

Nach der Berlinwahl, wo die Piraten zum ersten Mal in ein Landesparlament gewählt wurden, gibt es jetzt einen Mitgliederansturm. Glaubt ihr, dass das immer noch Enthusiasten sind, denen es um die Ideen der Piratenpartei geht, oder kommen jetzt neue Mitglieder, die auf politische Karriere hoffen?
Nils: Ich glaube, auf Karriere zu hoffen ist bei der Piratenpartei momentan noch ganz weit entfernt. Ich denke nicht, dass es viele Leute gibt, die aus Karrieregründen zur Piratenpartei gehen.

Karoline: Es ist halt sehr viel Idealismus dahinter. Man macht hier eigentlich das meiste ehrenamtlich.

Nils: Eigentlich alles.

Karoline: Ja, man macht alles ehrenamtlich.



Was sind für euch die wichtigsten Themen der Piratenpartei?
 Karoline: Transparenz auf jeden Fall.

Nils: Transparenz, Bürgerbeteiligung, mehr direkte Demokratie. Gar nicht unbedingt nur Themen, die auf das Internet bezogen sind, sondern viel mehr gesellschaftliche Themen, die jetzt aktuell sind und von den großen Parteien nicht richtig behandelt werden. Dort heißt es nur „Ja, wir machen da was“.

Karoline: Aber es wird nichts gemacht, das ist es eben. Und deswegen hoffen wir, dass wir irgendwie irgendwann durch die Piratenpartei neue Chancen ergreifen können, in diesen Bereichen mehr zu machen als die anderen Parteien.

Was versteht ihr unter Transparenz?
Karoline: Dass man überall mitbestimmen kann, dass man einfach nachvollziehen kann und immer auf dem aktuellen Stand darüber ist, was in der Partei passiert. Und vor allem, dass man Übersicht hat und nichts unter den Tisch fällt, damit die Mitglieder wissen, was zu bestimmten Themen beschlossen wurde.

Leonard: Ich denke, unter Transparenz fällt dann auch, dass es keine Delegierten gibt, sondern dass jeder die Möglichkeit hat und das Recht dazu, teilzunehmen an Veranstaltungen wie dieser.

Hofft ihr dann, auch mehr Gleichaltrige für Politik zu begeistern?
Nils: Ja. Das muss gar nicht bei der Piratenpartei sein, sondern generell hoffe ich, dass sich mehr Leute, auch Jugendliche, politisch engagieren wollen.

Aber die Piratenpartei ist vielleicht dafür prädestiniert?
Nils: Möglicherweise, ja.

Leonard: Ich sehe das auch so, dass man sein Umfeld und vor allem Gleichaltrige dazu bringen kann, sich mehr mit Politik zu beschäftigen. Besonders haben die Jungen Piraten den Vorteil, dass alles unabhängig von der Piratenpartei selber ist. Dementsprechend ist es auch einfacher möglich, seine eigene politische Richtung zu finden, was später nicht die Piratenpartei sein muss.

Viele Parteien übernehmen jetzt die Hauptthemen der Piratenpartei. Wie findet ihr das?
Leonard: Meine Meinung dazu ist, dass das nun mal passiert, wenn da eine neue Partei kommt. Anders herum überlege ich manchmal, ob die anderen Parteien unser Wahlprogramm komplett verstanden haben. Wenn dann manche kommen mit „Wir legalisieren jetzt komplett das Filesharing und das Urheberrecht ist uns egal“, ist das nicht das Ziel der Piraten. Das Ziel war in dem Fall die Schaffung eines besseren Urheberrechts, wo die Rechte dem Urheber nicht verloren gehen, aber trotzdem die Möglichkeit für andere Leute besteht, unter bestimmten Umständen das ganze Werk zu nutzen.

Nils: Ich denke vor allem, dass es einen bedeutenden Unterschied gibt zwischen dem, was im Programm steht, und dem, was wirklich umgesetzt wird bzw. was die Mitglieder vertreten. Ich finde, dass das bei vielen der großen Parteien nicht glaubwürdig ist, was jetzt umgesetzt wird, weil die Piraten es gerade wunderschön finden.

Karoline: In Berlin war es ein Anstoß, dass die Piraten 8,9% erreicht haben. Es kommt dazu, dass die anderen Parteien sich überlegen, was man besser machen kann und was man von der Piratenpartei abkupfern kann, um auf diesen modernen Stand zu kommen, den wir haben. Sie sagen immer viel und am Ende wird wenig gemacht und ich denke, das ist bei diesen Themen auch der Fall. Wir setzen es wahrscheinlich durch und die großen Parteien brauchen ihre Wähler und übernehmen Themen von uns.

Seht ihr die Piraten als neue Jugendpartei nach den Grünen?
Nils: Ich persönlich sehe die Piraten nicht unbedingt als Jugendpartei, sondern als Partei, in der mehr und vor allem andere Altersschichten vertreten sind, als in den anderen Parteien. Wenn man sich den Altersdurchschnitt der CDU anguckt, ich glaube, das ist irgendwas um die 60 Jahre. Ich weiß es gerade nicht, jedenfalls irgendwas in dem Dreh. Wenn man dann den der Piratenpartei sieht, weiß man, dass es dort viel mehr jüngere Mitglieder gibt, aber nicht unbedingt Jugendliche.


Welche Projekte planen die JuPis aktuell?
Karoline: Als nächstes werden wir wohl eine Crew gründen, das wäre der nächste Schritt.

Crews?
Nils: Das Crewprinzip kommt aus Berlin, wurde bei den Piraten in Hamburg umgesetzt und soll vereinfachen, dass sich Piraten zusammenfinden, um verschiedene Themen zu bearbeiten. Das wollen wir jetzt für die JuPis machen, da die Voraussetzungen dafür extrem gering sind. Ein Mitglied der Jungen Piraten muss dabei sein, die anderen Leute müssen aber keine Mitglieder sein und trotzdem hat mein einen „formellen“ Status – man ist dann die Crew JuPis Hamburg. Das ist kein Landesverband, man muss nicht zum Notar gehen und das als Verein eintragen lassen, aber man kann halt sagen: „Die Crew Junge Piraten Hamburg spricht sich für das und das aus.“

Und wofür wollt ihr euch aussprechen?
Nils: Das müssen wir erst mal finden. Unser Treffen, bei dem wir uns als Crew gründen wollen, ist am…

Leonard: 2. November?

Karoline: Ja, 2. 11.

Nils: Genau. Da laden wir die ganzen formellen Schon-Mitglieder ein, die auf der Website auch stehen, diese 10 Mitglieder. Es gibt eine Einladungsmail und wir werden mal gucken, wie viele Leute da zusätzlich zu uns auftauchen, die noch neu davon erfahren. Das ist also alles noch nicht fertig, wir sind noch dabei.

Leonard: Weshalb wir auch noch keinen Termin für ein regelmäßiges Treffen haben. Der soll dann zusammen mit der Gründung der Crew und der eventuellen Reaktivierung alter Mitglieder gefunden werden.

Vielen Dank.

Weitere Infos zu den Jungen Piraten Hamburg findet ihr im Wiki der JuPis unter www.jupis-hamburg.de.

*Der Name wurde aus datenschutzrechtlichen Gründen verändert

Luisa - Salzreporter

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