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Dienstag, 1. März 2011

Brief aus der Hochschule

Das Leben könnte so einfach sein, wenn man nicht den Wunsch hegt, zu studieren. Dass das anstrengend sein kann, kann sich sicherlich jeder vorstellen, der die Angebote der Lehreinrichtung des Gymnasiums zur Gänze besuchte und vor allem bestrebt war, ein akzeptables Ergebnis zu erhalten. Doch mit den Jahren in der gymnasialen Oberstufe endet das Lernen nicht, natürlich ganz nach dem Motto: „Lebenslanges Lernen.“ Auch das Abitur ist weder das Ende der Fahnenstange noch der Klimax der Gelehrsamkeit.

Stellt man sich einfach mal vor, man will Geld verdienen. Eine gute Vorstellung, sicherlich. So ist dies doch mit ungelernter Arbeit fast nicht möglich allein aufgrund des mangelnden Angebotes. Wer braucht heute noch Tagelöhner die Pferdemist auf öffentlichen Straßen einsammeln? Wenige. Selbst wenn man einer solchen Tätigkeit beruflich nachgehen könnte, wer sagt, dass man damit einen Lebensstandard finanzieren kann, wie man ihn in der Gegenwart hat? Wie sieht es mit dem Regaleinräumen in Supermärkten aus? Überschlage der geneigte Leser einmal, welche Geldmenge im Monat für die Bezahlung seiner Bedürfnisse benötigt wird. (Telefon- und Internet-, ganz zu schweigen von Mobiltelefonkosten, finanzielle Mittel für Nahrung, fließend Wasser, Unterkunft, Heizung und Strom und auch Bekleidung sind in einem Monat ganz schön viel.) Es muss Geld her, nehmen wir der Einfachheit halber einmal 500€ an. Mit einem theoretischen Mindestlohn von 7,50€ in einer Stunde muss man also
arbeiten. Das macht durchschnittlich weniger als 17 Stunden pro Woche! Klingt gut? Nicht wirklich. Wer will den bis an sein Grab Regale in einem Supermarkt einräumen? Wie kann man also so die Rente und Versicherungen bezahlen, denn am Monatsende bleibt auch kein Geld übrig. Das ist schlecht. Sicherlich muss irgendwer die Regale in Supermärkten einräumen, doch das können doch auch die geneigten Schüler tun, da gibt es immer neue, die wollen auch Geld verdienen, aber dann eher 5€ pro Stunde.

In der Theorie ist also für jeden einzelnen gut bezahlte Arbeit, nun ja, gut. Solange sie nicht an die Grenzen der Belastbarkeit geht, Freiräume zulässt, dauerhafte körperliche, geistige und seelische Unversehrtheit gewährleistet und so weiter. Gut bezahlte Arbeit benötigt zwingend gute Ausbildung. (Es sei denn, man ist Manager beispielsweise bei der Deutschen Bahn oder der HSH Nordbank. ABER; wie immer: Ausnahmen bestätigen die Regel, auch kann nicht jeder Manager sein und Geld mit Geldausgeben verdienen, wenn eigentlich gar kein Geld vorhanden ist. Darum geht es hier aber nicht.) Und egal, ob man nach dem Abitur beginnen will zu arbeiten oder anfangen will zu studieren oder rumlungern will, danach folgt dennoch üblicherweise Arbeit oder Studium, muss man später dennoch lernen, mal mehr, mal weniger. Meist heißt mehr Arbeitsentgeld auch vorher mehr gelernt haben, oder besser suggeriert gekonnt zu haben mehr gelernt gehabt zu haben als jemand anderes zum Beispiel. (Meistens kommt aber ganz schnell raus, wenn man etwas nicht weiß oder nie gewusst hat; das zumindest ist die Meinung des Autors.)

Begönne man also als Mensch, jung oder weniger jung, die Berufslaufbahn nach dem Abitur, so steht jenem ins Haus, zu lernen, wie man seine Arbeitstätigkeit ausführt, natürlich muss man auch lernen, sie sinnvoll, verantwortungsvoll, nachhaltig, effizient und so weiter zu verrichten. Mitunter sind das viele verschiedene Paar Schuhe, wenn man die Art und Weise der Arbeitsausführung als Schuh bezeichnet. Auch bleibt man bei den meisten Berufsausbildungen von einer ganzen Flut von theoretischen Inhalten in einer Berufsschule nicht verschont, so ist es für die meisten Tätigkeiten vorgesehen, ebenso weiß dies der Verfasser durch persönliche Berichte von Mitmenschen, die eben eine Berufsausbildung absolvierten und im Begriff sind dies zu tun.
Dächte allerdings ein Mensch bei sich, er könnte als Studierter besonders viel Geld durch Arbeit im allgemeinen Sinne verdienen, so geht er geradezu immer auf dem Holzweg. Der führt dazu, dass er den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, wenn er gleichzeitig der Meinung ist, er hätte nach seinem bestandenen Abitur von der Lernerei den Abschied genommen.
  
(Hin und wieder mag dem Schüler aufgefallen sein, dass der Lehrer sagte, in der Schule würde ein Sachverhalt auf eine (vereinfachte) Weise betrachtet und nur sporadisch und gleichzeitig zurückhaltend auf Fragen nach tieferen Zusammenhängen antwortet. Selbstverständlich ist vorausgesetzt, dass er nur aufgrund von Zeitmangel und fehlenden Vorkenntnissen verschweigt, dass es noch umfassendere Wahrheiten oder vielleicht sogar gar keine echten Wahrheiten gibt. (Wenn es solche überhaupt geben kann…) Im ersten Fall kann dies für Naturwissenschaften gelten, im zweiten zum Beispiel für Geisteswissenschaften im weiteren Sinne.

Wenn ein Individuum aber ein bestimmtes Wissen erlangen will, braucht es mehr als nur die bloße Tatsache, dass dieses Wissen durch andere Menschen verschriftlicht worden ist oder dass es aufgrund der bloßen Gegebenheit, dass der Zusammenhang, zu dem ein spezifisches Wissen gehört, existiert. Das Individuum muss das Wissen schlicht lernen. Dazu gehört schnöder Fleiß und Ausdauer, sicherlich langweilig, wohl aber lohnenswert, zumal im Hinblick auf eine berufliche Tätigkeit. 

Verfällt vielleicht ein Mitmensch der Idee Ingenieur werden zu wollen, weil er denkt, da ist bestimmt viel Geld zu verdienen oder er findet das Motto gut: „Der Ingenieur baut die (moderne) Welt.“, so muss er ein Ingenieursstudium aufnehmen. Das ist als solches bestimmt ein weniger verwerflicher Gedanke als zum Beispiel ein (unnötiger) Manager werden zu wollen. (Benötigte Manager müssen nicht immer das größte Übel sein.) Nach einem begonnenem Studium wird der frisch gebackene Ingenieursstudent schnell feststellen, dass er eigentlich noch nichts weiß. Dies bestätigt der Autor selbst. Je nach Studiengang ist das für (fast) alle Studienrichtungen so.

Noch viel entscheidender ist die Größe des Arbeitsaufwandes, der mit dem Studium verbunden ist, welche mit der Größe Arbeitsaufwandes für das Abitur zwar zu vergleichen ist, aber deutlich größer ist. Man muss als Ingenieursstudent unerhört viel arbeiten. Um es etwas Greifbarer zu fassen, entspricht der Arbeitsaufwand für das gesamte Abitur dem eines Semesters, wenn man in Regelstudienzeit bleiben und deshalb alle Prüfungen im jeweilig vorgeschlagenen Semester absolvieren will. Semester dauern ein halbes Jahr, daher der Name, die Vorlesungszeit in einem Semester dauert hingegen meist 14 Wochen. Je nach Universität folgen in der darauffolgenden vorlesungsfreien Zeit die Prüfungen oder diese finden (teilweise) in der Vorlesungszeit statt.

Dass aber der Arbeitsaufwand so groß ist, liegt nicht direkt an der Fächeranzahl, sondern vor allem an der wesentlich erhöhten Lerngeschwindigkeit gegenüber der Schule. Auch ist es gefordert sich Dinge selbst anzueignen, so man sie nicht verstand, sicherlich kann man auch bei den Dozenten nachfragen, doch dazu muss man sich ja auch darüber im Klaren sein, was man nicht weiß. In naturwissenschaftlichen oder technischen Studiengängen gibt es auch sogenannte Übungen, in denen vor allem die Herangehensweise an mit den Vorlesungsinhalten korrelierenden Fragestellungen geübt wird, das bedeutet im Normalfall viel Rechenarbeit. Es können Praktika oder sonstige Veranstaltungen wie Seminare hinzukommen, die jedes für sich ein gerüttelt Maß an Vor- und Nachbereitung benötigen.

Der Autor freut sich schon auf die Prüfungszeit, in der an seiner Universität (Technische Universität Hamburg Harburg) ins seinem Studiengang (Energie- und Umwelttechnik) vor jeder Prüfung mindestens eine Woche zu Verfügung steht, um für die entsprechende Prüfung zu lernen. Wenigstens kann man sich in diesem Zeitraum die Zeit selbst einteilen und überlegen, wie man was wann am besten lernt.

Ergebenst,
Benedict Dudda

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