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Sonntag, 1. April 2012

Auf Buchtour in Leipzig

Vom 15. bis 18. März wurden auf der Leipziger Buchmesse Neuerscheinungen und ihre Autoren vorgestellt

Es wird angestanden, gedrängelt, auf Sitzplätze gewartet auf der zweitgrößten Buchmesse Deutschlands. Mit 163.500 Besuchern hat die diesjährige Buchmesse sogar den Besucheransturm von 2011 knapp überboten. Über 2000 Aussteller aus 44 Ländern verteilen sich auf dem riesigen Messegelände, dazu kommen unzählige Buchhändler, Lehrer und Journalisten. Das bedruckte Papier, das Buch, dessen baldiges Aussterben zugunsten neuer Medien schon seit Jahren prophezeit wird, zieht sie alle an.

Die Buchmesse dient nicht zum Lesen – sondern zum Sprechen über Bücher

Die Größe der Messe, das Gewimmel aus Menschen, die riesigen Messehallen stehen im Gegensatz zu dem, was alle hier verbindet: das Lesen. Denn Lesen ist eigentlich ein einsames Hobby. Es bedeutet, sich auf ein Buch ganz und gar einzulassen und die eigenen Aktivitäten zeitweilig auf Atmen und Lesen zu beschränken. Auf der Buchmesse ist das im Lärm und Gedränge schwierig, aber dafür bringt sie die Lesenden wieder zu etwas zusammen, was viele mindestens genauso gerne tun: Sprechen. Über Bücher. Und spätestens hier kann Lesen auch wieder gegenseitigen Austausch bedeuten statt Eigenbrötlerei.

Auf dem Messegelände verteilt finden ständig Lesungen und Buchbesprechungen, Interviews und Diskussionsrunden statt, für verschiedene Altersgruppen, in verschiedenen Sprachen und Genres. Die bekannteren Autoren trifft man bei Zeitungen und den Fernsehsendern wie der ARD, arte oder 3sat, die ebenfalls auf der Buchmesse vertreten sind. Aber auch kleine Verlage stellen ihre Veröffentlichungen und Autoren vor und mit ein wenig Glück stößt man hier auf wahre Kleinode.

Für einen Bücherfan ist die Messe also die beste Gelegenheit, seinen Lieblingsautoren lesen zu hören, sofern er ein Zeitgenosse ist. Gleichzeitig ist sie das unendliche, begehbare Bücherregal seiner Träume, das leider noch niemand sortiert hat – oder eher, in dem noch nichts aussortiert wurde, was nicht dem eigenen Geschmack entspricht. Das macht es in dem großen Angebot schwierig, die Bücher zu finden, die einen wirklich interessieren.

Eine Hilfestellung bietet dabei der Messeplan, denn in den Hallen sind die Stände nach Genres angeordnet: Kinder- und Jugendbücher, Belletristik, Sachbücher, Hörbücher, Internationale Verlage, Comics und Graphic Novels, Fantasy … Alte Bekannte trifft man als Schüler besonders bei den Ständen der Schulbuchverlage, wo größtenteils Eltern und Lehrer das Angebot erkunden.


Auch Lillifee ist auf der Buchmesse – sowie ein paar hundert kostümierte Teenager

Manchmal tritt das Lesen selbst hier in den Hintergrund. Denn wer denkt, es ginge auf der Leipziger Buchmesse nur um Bücher, täuscht sich. Aussteller sind auch die Spiegelburg mit Prinzessin Lillifee, Zeitschriften wie „Cicero“, Hersteller von Leder-Buchhüllen, Kalendern und Schreibwaren… Und dann gibt es noch die Stände, bei denen nicht zu erkennen ist, was der Aussteller eigentlich ausstellt, weil er nur hinter einem Tisch mit ein paar Broschüren sitzt.

Abwechslung in die einfarbig-schlichte Gestaltung der Belletristik-Verlage bringen die Aussteller von Comics und Mangas. Sie haben auf der Buchmesse mittlerweile eine treue und ziemlich auffällige Fangemeinde, die den Karneval alljährlich in den März verlängert. Verkleidet als Comichelden, Geishas, Prinzessinnen oder das, was im Kostümverleih noch da war, bevölkern sie die Buchmesse und mischen die Klientel der Intellektuellen und Bücherwürmer auf.

Parallel zur Buchmesse findet in Leipzig auch das größte Lesefest Europas statt: „Leipzig liest“. In der ganzen Stadt gibt es literarische Veranstaltungen, die Uni bietet offene Seminare an und es werden große und kleine Literaturpreise verliehen. Der größte bleibt dabei der Preis der Leipziger Buchmesse, der in den Kategorien Belletristik, Sachbuch und Übersetzung vergeben wird.

Nach nur zwei Tagen auf der Buchmesse hat man da das Gefühl, noch jede Menge verpasst zu haben. Dennoch lohnt sich ein Wochenendbesuch in Leipzig - wer gerne liest und sich insbesondere für aktuelle Neuerscheinungen interessiert, wird auf der Buchmesse garantiert Spaß haben. Statt jetzt ein Jahr zu warten, könnt ihr auch auf die Frankfurter Buchmesse gehen, die vom 10. bis 14. Oktober 2012 stattfindet – die größte Buchmesse Deutschlands.


Ein paar Tipps für euren Messebesuch:

- Seht rechtzeitig im Programm der Messe nach, welche Aussteller und Autoren euch interessieren. Besonders kleinere Veranstaltungen gehen meist nur eine halbe Stunde. Beim entspannten Bummeln auf der Messe hat man die Lesung seines Lieblingsautors dann schnell verpasst.

- Besorgt euch mit der Eintrittskarte auch einen Plan des Messegeländes, um auf den größeren Flächen die Orientierung zu behalten.

- Fernsehsender mit einem eigenen Stand haben meist sehr interessante Gäste, denen man vor Ort zuhören kann. Wird zum Beispiel ein Interview für eine spätere Sendung gemacht, lohnt sich am Abend der Blick in die Fernsehzeitung.

- Merkt euch Titel und Verlag, wenn ihr auf ein Buch stoßt, das euch interessiert. Nehmt euch die Zeit, in das Buch rein zu lesen, wenn ihr auf dem Stand eine ruhige Ecke findet.

Noch ein paar Impressionen von der Leipziger Buchmesse:

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=bSddNeTm_yo

Meine Entdeckungen

Auch Hörbücher werden auf der Buchmesse vorgestellt. Mit guten Sprechern und nicht zu vielen Kürzungen an den richtigen Stellen, können Klassiker, durch die man sich sonst vielleicht quält, wieder spannend werden.

Robert L. Stevenson: Die Schatzinsel, gelesen von Andreas Fröhlich, gekürzte Lesung (137 min.), Oetinger Audio, ca. 20€.

Sachbücher werden unterbewertet! Für jüngere Leser ist dieses Jahr ein tolles, leicht verständliches, aber nicht banales Sachbuch über Wirtschaft erschienen. Statt des trockenen Einstiegs in den Politik- und Wirtschaftsunterricht werden konkrete Modelle entwickelt – zum Beispiel reich werden im Modell „Aldi“. Kritische Fragen inklusive.
Nikolaus Nützel: 7 Wege reich zu werden, 7 Wege arm zu werden, cbj, ca. 17€.

Nicht ganz neu, aber dafür umso schöner, sind die Auflagen des Hobbit von J.R.R. Tolkien. Der Fantasy-Urroman und Vorgeschichte der Ring-Trilogie kommt im Dezember ins Kino. Klett-Cotta verlegt deshalb ein Buch zum Film und eine für Kinder illustrierte Ausgabe. Die beste Ausgabe bleibt aber die mit großartigen Illustrationen von Alan Lee, von denen eine kleine Auswahl hier zu finden ist:

J.R.R. Tolien: Der Hobbit oder Hin und Zurück, mit Illustrationen von Alan Lee, Klett-Cotta, ca. 23€
Der-Hobbit - Amazon

Zum Schluss etwas ohne Papier und Buchstaben: Die Buch Bar hat Accessoires rund ums Buch, von einfachen Buchstützen über Buchkrawatten und Buchschmuck – zwar ist manches selbst für trainierte Bücherwürmer zu ausgefallen, aber es finden sich auch schöne Geschenkideen.

http://www.diebuchbar.de/index.php

Luisa Podsadny

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